Ist der Rassismus "weißer" Männer verantwortlich für das Elend in dieser Welt? War auch der Holocaust ein Kolonialverbrechen? Und sind die sog. Menschenrechte Erfindungen "weißer" Rassisten?
In zwei zusammenhängenden Essays habe ich mich im Spätsommer 2021 mit der Debatte über die "Singularität des Holocaust" (u.a. in: DIE ZEIT) und über verdrängte Kolonialverbrechen und fortwährenden Rassismus in der "weißen" Mehrheitsbevölkerung auseinandergesetzt. Mich hat dabei besonders die Relativierung der Ideen der europäischen Aufklärung (Freiheit, Gleichheit, Würde des Menschen, Menschenrechte u.a.) durch Vertreterinnen und Vertreter des Postkolonialismus ( bzw. durch eine "Neue Linke") beschäftigt. Als "alter weißer Mann" sitze ich allerdings auf der Anklagebank - also lediglich eine Verteidigungsrede?
Essay Teil I: "Holocaust und Kolonialismus" (18 Seiten)
In den letzten Monaten (2021) lebt ein Historikerstreit wieder auf, der u.a. in mehreren ZEIT-Artikeln ausgetragen wird. Vordergründig geht es dabei um die These, dass der Holocaust keineswegs singulär, sondern in die lange Reihe der Kolonialverbrechen "der Weißen" seit ca. 500 Jahren einzuordnen sei. (Die Quellen werden am Ende des zweiten Essays genannt.)
Essay Teil II: "Die westliche Moderne und das Unheil in dieser Welt" (32 Seiten)
Ist das deutsche Holocaust-Gedenken vor allem ein bequemes Mittel, die Kolonialverbrechen zu verdrängen? Die Behauptung der sog. postkolonialen Kritik hat mich provoziert. Mehr noch allerdings die These, dass die Welt heute tief gespalten sei in die der "Weißen" und die der "Nichtweißen", und dass alle "Errungenschaften" der europäischen Moderne seit ca. 500 Jahren geprägt seien vom "weißem" Rassismus und Kolonialismus. Sind wir "Weißen" alle Rassisten? Sind die Ideen der "individuellen Freiheit" und "universalen Menschenrechte" letztlich nur Ausdruck einer eurozentrischen Weltsicht und westlichen Hegemoniestrebens?
Die drei Kapitel werden hier zunächst gesondert präsentiert - ergänzt um zwei kleine Exkurse, die einigen Informationen bzw. Positionen zu den Temen "Hautfarbe" und "Vorurteile" enthalten. Der Gesamttext wird in Kürze eingestellt.
Kapitalismus und Sklaverei
Der Historiker Sven Beckert skizziert in seinem Beitrag "Das Barbados-Prinzip" (in: DIE ZEIT 14.01.2021), wie schon im 17. Jahrhundert auf der Karibikinsel Barbados eine erste kapitalistische Gesellschaft entstand: auf der Basis von Sklaverei.
Beckert entwickelt eine überzeugende globale Perspektive auf die Frage, warum der moderne Industriekapitalismus ausgerechnet in Europa entstanden ist. Hier eine kommentierte Zusammenfassung seines Beitrags. (Januar 2021)